Die Architektur des Überwachungsstaates
Jeremy Benthams Panopticon
14.06.2021 28 min Mirco Melone
Zusammenfassung & Show Notes
Im Jahr 1787 schrieb der Brite Jeremy Bentham sein Traktat zum Panopticon, einer Überwachungsarchitektur. Er stellte damit nicht nur die Weichen für eine konkret umsetzbare Bauweise für künftige Gefängnisse und Anstalten aller Art. Vielmehr schuf Bentham damit ein neues Modell für die Überwachung. Es zielte darauf ab, das Verhalten der Menschen zu bessern, die in einem Panopticon-Bau interniert waren. Benthams architektonisches Konzept schuf eine Grundlage für die Fabrikdisziplin, die im aufkommenden Industriezeitalter benötigt wurde. Und es hat die Überwachung und diesbezüglich auch die Rolle des Staates neu definiert. Vor dem Hintergrund heutiger Debatten um die Rolle des Staates in der Überwachung stellt sich unweigerlich die Frage: sind unsere Ideen von Überwachung noch zeitgemäss?
Das in der Folge zitierte Traktat von Jeremy Bentham ist 1995 von Miran Bozovic veröffentlicht worden und online im Internet Archive einsehbar: Bozovic, Miran (Hg.): Jeremy Bentham: The Panopticon Writings, London 1995, S. 29-95.
Wer sich weiter mit dem Thema Überwachung und Gefängnis beschäftigen möchte: Foucault, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2010.
Das Episodenbild der Folge zeigt die von Bentham beim Architekten Willey Reveley in Auftrag gegebenen Baupläne für sein Panopticon, die 1791 veröffentlicht wurden (Public Domain). Ein schönes Beispiel für ein Panopticon-Gefängnis ist das Ende des 19. Jh. errichtete Zentralgefängnis im indischen Junagadh (Public Domain).